NOCH MEHR ORPHÉE

STORIES

„Fluctuat nec mergitur“, der Spruch des Pariser Stadtwappens, ist bei uns an der Theke eingraviert. Frei übersetzt bedeutet es: „Das Schiff mag schwanken, sinkt aber dennoch nicht.“ Die Lateiner unter Ihnen mögen uns diese frei Übersetzung verzeihen.
Am 19. Oktober 1977 öffnete das Orphée abends um 18.00 Uhr zum ersten Mal. Seither ist viel passiert, es gäbe unzählige Geschichten zu erzählen. Hier sind ein paar davon.

UND ICH SAGE ZU WIND UND ZU WOLKEN: NEHMT MICH MIT.

WEIHNACHTSGALA

Neli und Doro singen „Die süßesten Früchte“ bei der Weihnachtsgala 2016/2017

Eine große Altbauwohnung.

Ein wahrer Kenner Regensburgs, Mitbegründer des Orphées, vieler anderer Lokale und Hotellerien mit Charakter in Regensburg. Wir baten Neli um eine Hommage an seine Stadt.

„Mit München braucht man dem Regensburger (dem wahren, echten, mit natürlichem Dünkel ausgestatteten) nicht zu kommen, da kräuseln sich seine Lippen und er sieht dann so aus, wie wenn er einem armen Kind etwas schenken würde. In Deutschland vielleicht gerade noch Berlin – aber eigentlich sind Paris und New York die einzig möglichen Alternativen. Dort hat man ja auch nur seine Viertel, seinen Kiez, den man kennt und wo man gekannt wird. Das ist in Regensburg halt die ganze (Innen)Stadt. Es gibt hier nur zwei Entfernungen: Gute 10 Minuten und knappe 10 Minuten. Innerhalb dieser Strecke ist alles erreichbar und so wird deutlich, was Regensburg – ganz besonders zur Nachtzeit – zum magischen Ort macht.

Die Stadt ist wie eine große Altbauwohnung, wo die Straßen und Gassen zu Korridoren werden. Wenn man will, trifft man sich in der Gemeinschaftsküche. Am Haidplatz zum Beispiel. Man verharrt dort 10 Minuten – und innerhalb dieser 10 Minuten kommen unter Garantie 20 Leute vorbei, die man kennt. (Natürlich erst nach 2 Wochen Regensburg, aber dann geht´s ratzfatz und plötzlich kennen Sie 40 Leute in 10 Minuten). Kann dann auch lästig werden. Aber die WG Regensburg hat Rückzugsmöglichkeiten für alle, die allein sein wollen und verströmt Geborgenheit (nicht Gemütlichkeit) für alle, die´s nötig haben. Eine WG ohne „Spülordnung“. Außerdem wird so etwas wie Geschirrspülen durch die zahlreichen Kneipen und Restaurants bestens erledigt, dort kann man trinken, ratschen und wunderbar speisen.“
— Top 99 Regensburg.

Das Orphée-Buch ist ein wirkliches Buch, geschrieben von Neli Färber — Gründer und einer der Inhaber des Restaurants und später auch des Hotels. Es trägt viele der kleinen Geschichten und Ansichten aus den frühen Jahrzehnten des Orphée zusammen und zeigt den Wahnsinn und die Freude des Alltags an diesem speziellen Ort.

Das Orphée im Bayerischen Fernsehen

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Am 30. April 1898 kommt Ludwig Bemelmans in Meran zur Welt. Seine Eltern sind Lambert B.. ein flämischer Künstler und Franziska, geborene Fischer. 1904 zieht er mit seiner Mutter nach Regensburg – Arnulfsplatz 6 – in die Brauereigaststätte Emslander, die seinem Großvater Ludwig Fischer gehört hatte. Im Gymnasium gescheitert schickte seine Mutter ihn zu seinem seinem Onkel Hans (Hotel Bemelmans in Klobenstein bei Bozen). Nachdem Ludwig im Streit auf einen Hotelangestellten geschossen hatte – nach anderer Lesart soll er ihn bloß mit einem Teller beworfen haben – wurde der Sechzehnjährige 1914 zu seinem damals in den USA lebenden Vater geschickt. Dort arbeitet er im Hotel Ritz Carlton und schreibt bzw. illustriert ab 1933 Dutzende von Büchern darunter „Madeline“.

Er publizierte außerdem mehrere Erwachsenenbücher, darunter Hotel Splendide und The Donkey Inside. Mit dem 1945 erschienenen Roman The Blue Danube, welcher in skurrilen und kritischen Szenen das deutsche Alltags- und Provinzleben unter dem Nationalsozialismus schildert, setzte er Regensburg als der Heimatstadt seiner Mutter ein literarisches Denkmal. Das Buch ist 2007 bei Suhrkamp/Insel unter dem Titel „An der schönen blauen Donau“ in deutscher Übersetzung erschienen. Seine Mutter, die in Regensburg bleibt, besucht er immer wieder. Am 01.10.1962 stirbt Ludwig Bemelmans in New York.

Die unzähligen Bilder und Zeichnungen von Ludwig Bemelmans erzielen bis heute hohe Preise.

Das Orphée Buch gibt es bei uns für 15,00 € zu kaufen

„gewiss“. lachte siddharta, „gewiss bin ich zu meinem vergnügen gereist. wozu denn sonst?“

WEIHNACHTSGALA 2018 // SIC TRANSIT GLORIA MUNDI

Der Auf- und Abbau der Weihnachtsgala zum Mitschwelgen. Wunderschön eingefangen vom Filmmacher Felix Bruhns (fxfilm.de).

Kaffemaschine

Prolog:

In früheren Zeiten hatten es die Gastronomen zumindest in einem Punkt einfacher: Wenn sich jemand schriftlich beschweren wollte, musste er einen Brief schreiben, eine Marke aufs Kuvert kleben und den Brief zum Briefkasten bringen. Im Internet-Zeitalter schreibt man schnell mal eine E-Mail. Davon erreichen uns nicht wenige, wenn auch nicht alle so amüsant wie folgende:

Sehr geehrte Damen und Herren,
vor ca. 3 Wochen waren meine Frau und ich zu einem ausgiebigen Frühstück in Ihrem Restaurant. Es hat uns sehr gut geschmeckt, ich möchte Ihnen im Folgenden aber doch einen Vorfall schildern, der uns sprachlos machte:

Wir bestellten bei Ihrer freundlichen blonden Bedienung laut Karte zwei Cafés au Lait.

Die Dame bestätigte: „Ok, zwei Kaffee.“
Ich: „Nein, zwei Cafés au Lait bitte.“
Bedienung: „Ja, zwei Cafés au Lait.“

Es wurden daraufhin aber zwei Cappuccini gebracht.

Ich: „Das sind keine Cafés au Lait, das sind zwei Cappuccini.
Bedienung: „Das ist bei uns Café au Lait. Steht auch so in der Karte.“
Ich: „In der Karte steht ein Schrägstrich dazwischen, das bedeutet im Deutschen „oder“.
Bedienung: „Das sind bei uns Cafés au Lait. Unsere Maschine kann nur diese Sorte und Espresso zubereiten.“
Ich: „Merkwürdig. Ich bin hier in einem französischen Restaurant, Café au Lait steht in der Karte und wir bekommen zwei Cappuccini als Cafés au Lait serviert.“
Bedienung: „Ich kann Ihnen leider nichts anderes bringen. Was verstehen Sie denn bitte unter einem Café au Lait?“

Da waren meine Frau und ich sprachlos. Ich habe ihrer Bedienung dann erklärt, was man unter einem Café au Lait versteht, und die beiden Cappuccini gegen zwei Latte Macchiato austauschen lassen (heißen bei Ihnen Milchkaffee im Glas), die dem Café au Lait noch am nächsten kommen.
Man kann sich in diesem Fall leider nur wundern, wie in einem französischen Restaurant Kaffeesorten nach Belieben durcheinandergeworfen werden und Ihre Bedienung keine blasse Ahnung hat, was man unter einem typischen französischen Café au Lait versteht.

Können Sie das verstehen? Ich nicht, und würde mich über eine Antwort von Ihnen sehr freuen.

Antwort Neli:
Sehr geehrter Herr xxx,
nachdem Ihnen nach so langer Zeit der Café au lait/Cappuccino und die unkundigen Serviertöchter im Orphée immer noch aufstoßen, fühlen wir uns herausgefordert, Ihren Wissensdurst bezüglich der „nach Belieben durcheinandergeworfenen Kaffeesorten“ in unserem Haus zu befriedigen. Eine Befriedung (vor der Befriedigung) hat ja unsere Hausdame bei Ihrem Besuch in unserem Lokal demonstriert. Den Milchkaffee im Glas statt des Aulaitccinos haben Sie ja nicht zurückgewiesen. Sie waren „sprachlos“. Es scheint, dass Sie diese Sprachlosigkeit in Ihrem Brief an uns überwunden haben. Insofern möchten wir gerne unseren Beitrag zur Aufklärung dieses Vorgangs leisten.

Daher habe ich meine Freundin Marianne Mion angerufen, die als waschechte Pariserin sicher eine Aussage zur Café-au-lait-Problematik machen kann.
Ich: „Guten Morgen, Marianne.“
Marianne: „Neli, du bist lustig. Es ist halb zwei!“
Ich: „Egal. Du weißt doch sicher wegen au lait Bescheid.“
Marianne: „Ja, klar. Das brüllen die Spanier beim Stierkampf…“
Ich: „Du meinst ,Olé!‘, ich meine ,au lait‘, den Café au lait.“
Marianne: „Ach… Was ist damit?“
Ich: „Naja, wir hatten einen Gast, der war nicht einverstanden, dass bei uns ein Café au lait und ein Cappuccino dasselbe sind. Er meinte, wenn man in einem französischen Lokal einen Café au lait ordert, dürfte keinesfalls ein Cappuccino serviert werden.“
Marianne: „Ich wüsste kein Café in Paris, wo man „Café au lait“ bestellen würde, man bestellt einen Café Crème oder einen Petit Crème.“
Ich: „Das entspricht dann einem Cappuccino bzw. einem Espresso macchiato.“
Marianne: „Exakt, aber nicht genauso wie in Italien, aber ziemlich ähnlich.“
Ich: „Du meinst, nicht so gut wie in Italien? Was ist dann mit dem Café au lait?“
Marianne: „Das ist der Frühstückskaffee, der aus einer großen „bol“ getrunken wird – aber zu Hause oder allenfalls zum Hotelfrühstück. In der Gastronomie gibt es eigentlich keinen Café au lait.
Marianne: „Sonst noch was, Neli? Ich muss weiter.“
Ich: „Nein, das war’s eigentlich.“
Marianne: „Isch küsse Dich.“
Ich: „ Kuss zurück!“

So weit das Gespräch mit Marianne Mion. Gestatten Sie mir, wenn ich zum Schluss ein Kapitel aus meinem Orphée-Buch zum Thema Café au lait/Cappuccino anfüge. Bitte verzeihen Sie mir ein letztes Mal den Schrägstrich.

Mit besten Grüßen

Cornelius Färber
Restaurant Orphée

Die beste Zeit des Jahres ist Cinema Paradiso Zeit.

die welt ist ein buch, und wer nicht reist, liest davon nicht eine einzige seite.

Die Austernbar

Immer in der Vorweihnachtszeit im Orphée Innenhof: unsere Austernbar (außer es ist Corona).

Restaurant-Orphee-Regensburg (5)

Das Regensburger Lokal ist ein „Aquarium mit bunten Fischen“ sagt Neli Färber. Seit 40 Jahren ist es ein Spiegel der Zeit.
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